Die neue Geschäftsführerin der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V. ist am 20.02.2020 genau 200 Tage im Amt und zieht eine positive Bilanz. Im Gespräch mit der Vorsitzenden des Fachbereichs Öffentlichkeitsarbeit Silke Schulze gibt Anita Bauer einen Einblick wie ihr Start verlaufen ist und kündigt in einem Ausblick an, dass sie sich auf bisherigen Erfolgen nicht ausruhen wird sondern bereits weitere Projekte und Ziele verfolgt werden.
Frau Bauer, Sie sind seit rund einem halben Jahr die neue Geschäftsführerin der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V. (BDMV). Wie kamen Sie zu dieser Stelle?
Ich war sehr überrascht, als ich die Ausschreibung der Position gesehen habe, da selten Personalstellen bei Bundesverbänden zu besetzen sind. Da meine Wurzeln in der Blasmusik liegen fühlte ich mich sofort angesprochen. Nach meiner Bewerbung wurde ich zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen und bekam auch ziemlich schnell darauf eine Zusage. Ich habe gar nicht lange überlegt, sondern mich schnell bereit erklärt, die Stelle anzutreten – zwei Wochen später ging es dann auch schon los.
Wie ist Ihre Zeit bei der BDMV angelaufen? Ich nehme an, es gab wenig „Eingewöhnungszeit“?
(lacht) Mit der Eingewöhnung ist das so eine Sache. Wir betreuen über 1,3 Millionen Mitglieder, deren Anliegen nur wegen eines Wechsels in der Geschäftsführung nicht pausieren, aber ich bin überall auf offene Ohren und Verständnis gestoßen, wenn ich manche Sachverhalte nachfragen musste.
Für mich waren nicht nur die Strukturen der Musikverbände neu, sondern auch das unglaublich breite Aufgabenspektrum stellte mich vor eine Herausforderung. So musste ich mich neben den Verbands- und Mitgliederstrukturen auch mit den Abläufen in der Geschäftsstelle, dem Serviceangebot und den Veranstaltungen der BDMV sowie einem Überblick über die Finanzen beschäftigen und mich in DATEV und das Verbandsprogramm ComMusic einarbeiten.
Das ist ganz schön viel Neues in so kurzer Zeit. Was hat die meiste Zeit in Anspruch genommen?
Das ist eine schwierige Frage. Mit Sicherheit hat es viel Zeit gekostet, möglichst schnell einen Überblick über das gesamte Aufgabenspektrum zu gewinnen, um den Vereinen und Verbänden als kompetente Ansprechpartnerin zur Verfügung stehen zu können. Hinzu kommt, dass einige Prozesse und Arbeitsabläufe, wie es scheint, historisch gewachsen sind und dringend einer Verschlankung bedurft haben. So etwas kostet Zeit und ist ein Prozess, der mich sicher noch eine Weile begleiten wird. Für mich persönlich ist es zudem immer noch eine Herausforderung, den Anforderungen der sehr heterogenen Landesverbände gleichermaßen gerecht zu werden.
Was macht Ihnen am meisten Spaß?
Es ist ein teilweise sehr anstrengender und zeitaufwendiger Job, der auch mit viel Reisetätigkeit verbunden ist. Wir haben zwar unsere Geschäftsstelle mit Sitz in Stuttgart, zusätzlich arbeite ich aber auch regelmäßig von unserem Büro in der Bundeshauptstadt Berlin aus, um auch politisch am Ort des Geschehens zu sein. Trotz allem macht es immer wieder unglaublich Spaß zu sehen wie sich so viele vor allem junge Leute für die Musik engagieren und dabei über sich selbst hinauswachsen!
Wir durften während Ihrer Amtszeit schon einige Erfolge der BDMV auf politischer Ebene vermelden. Wie fällt Ihre ganz persönliche 200-Tage-Bilanz aus?
Es freut mich zunächst, dass die politischen Erfolge erkannt werden! Ich sehe eine Hauptaufgabe der BDMV darin, den Mitgliedsverbänden und ihren Mitgliedern eine Stütze zu sein, damit diese sich jenseits von bürokratischen Hürden auf ihre Aufgaben vor Ort und das Musizieren konzentrieren können. Direkt in meinen ersten Tagen wurde ich mit einer Vielzahl an unterschiedlichen politisch brisanten Themen konfrontiert: Zwei Statusfeststellungsverfahren der Deutschen Rentenversicherung, in denen es um die Einstufung von Dirigentinnen und Dirigenten als Scheinselbstständige ging, konnten inzwischen zu Gunsten der Vereine beendet werden und auch die Problematik um das Transparenzregister und das Geldwäschegesetz ist inzwischen vom Tisch! Damit konnten zwei drohende bürokratische Hürden von den Vereinen abgewendet werden und ich denke, dass ich daher eine positive Bilanz ziehen darf.
Ohne unseren Präsidenten Paul Lehrieder MdB, der unsere Interessen im Bundestag vertritt, und die anwaltliche Unterstützung von Jakob Molitor wären die Erfolgsbilanz sicher nicht so positiv, daher sei auch an dieser Stelle hier nochmals Danke gesagt für die Unterstützung und die gute Zusammenarbeit.
Wie sind Ihre Pläne für Ihre Arbeit bei und mit der BDMV? Haben Sie konkrete Projekte oder Ziele für die nächsten Monate oder Jahre?
Ich werde mich zunächst einmal nicht auf den bisherigen Erfolgen ausruhen sondern auch in Zukunft das Ziel verfolgen, unsere Mitglieder mit aktuellen Informationen zu versorgen und vor weiteren bürokratischen Hürden zu schützen. Wichtig ist mir hier eine möglichst schnelle und direkte Kommunikationsstrategie, die sich durch die oft ehrenamtlich geführten Verbände bedingt. Damit spiele ich zum Beispiel auf unsere Homepage an, die derzeit bereits neu gestaltet wird und die zukünftig Informationen und Neuigkeiten noch einfacher kommunizieren soll. Wir werden hier auch einen Newsletter anbieten, durch welchen ich unsere Mitglieder noch schneller mit wichtigen Informationen versorgen kann.
Ein zweites wichtiges Projekt ist sicherlich der Ausbau unserer Serviceleistungen. So stehe ich in engem Kontakt mit unserem Kooperationspartner der SV SparkassenVersicherung und konnte auch hier bereits auf einige neue Angebote aufmerksam machen. So können inzwischen zum Beispiel auch Einzelmitglieder eine Instrumentenversicherung abschließen, sofern dies über den Verein nicht abgedeckt wird. Auch wird seit kurzem aus aktuellem Anlass der Baustein einer Cyber-Versicherung angeboten.
Konnten Sie schon mit allen Landesverbänden Kontakt aufnehmen?
Ich hatte in dem Fall das Glück, dass Ende September 2019 nicht nur eine Präsidiumssitzung stattfand, sondern auch eine Bundesvorstandssitzung mit Vollversammlung. Bei dieser Gelegenheit konnte ich bereits einige neue Kolleginnen und Kollegen kennenlernen. Darüber hinaus versuche ich natürlich, mir auch von der Arbeit der Verbände vor Ort ein Bild zu machen. So konnte ich im letzten Jahr schon den Hessischen Musikverband beim Konzert des Sinfonisches Blasorchesters Hessen und den Bayerischen Blasmusikverband nebst seinen Mitgliedsverbänden bei einem parlamentarischen Abend im Bayerischen Landtag und dieses Jahr bereits beim Dreikönigskonzert das Sinfonische Jugendblasorchesters Karlsruhe und eine Auswahl an Musikern aus dem Landesjugendorchester Baden- Württemberg bei einer Ausstellungseröffnung in Aktion erleben. Besuche in Thüringen und Staufen sind bereits für die nächste Zeit geplant.
Erzählen Sie am Schluss noch ein bisschen über sich selbst – Sie sind ja „ein Kind des ASM“ und bei der Stadtkapelle Wertingen musikalisch aufgewachsen. Wie kamen Sie zur Blasmusik, wie war Ihr weiterer Werdegang?
Diese Frage habe ich mir auch schon oft gestellt! Obwohl meine Familie kaum musikalischen Bezug aufweist, stand für mich schon als kleines Mädchen fest, dass ich Musikerin werden möchte, es war wie eine innere Eingebung. Ich habe mir das Notenlesen beigebracht, noch bevor ich schreiben konnte und bin von diesem Weg bis heute nicht – naja vielleicht geringfügig – abgewichen. In Wertingen ging ich zur Musikschule und besuchte das Vororchester, das Jugendorchester mit dem ich auch auf USA-Reise war und schließlich auch die Bläserphilharmonie der Stadtkapelle Wertingen. Dann haben mich das Abitur und schließlich das Studium nach München geführt, sonst wäre ich sicher heute noch in Wertingen aktiv.
Was machen Sie, wenn Sie einmal nicht in Sachen Blasmusik unterwegs sind?
Die Musik ist nicht nur mein Beruf, sondern nach wie vor auch mein Hobby, das einen großen Raum in meinem Leben einnimmt. Dabei schätze und lebe ich die Vielseitigkeit der Musik: Ich spiele mit meiner Tuba in einem Posaunenchor, unterstütze eine Guggenmusik während der Faschingskampagne mit meinem Sousaphon, gehe aber auch regelmäßig und gern in die Oper.
Frau Bauer, danke, dass wir Sie näher kennlernen durften und weiterhin viel Erfolg und Freude bei Ihrer Arbeit in der BDMV!